Moin,
also dreiviertel sechse ist zu spät, und wenn man so Regeln aufstellt wie, "Niemals Völker ohne Gurt umsetzen", sollte man sich wenigstens selbst dran halten.
Mein Tag: 4:30 Uhr erwachen (gestern Polterabend bis heute früh, also gut ausgeschlafen ...) Viehzeug versorgen und mich und ab zu den Bienen. Noch nicht mal Kaffee, obwohl nötig.
5:45 Uhr dort angekommen und Bienen im Freien gesehen.
Gut, man kann ja erst mal zustopfen und sehen wie viele dann draußen kleben.
Schon nach der Verstopfungsrunde ist klar: OK es sind zu viele ...
Also muß ein Lumpensammler bleiben.
Die Völker stehen dreizargig, das leichteste wird da bleiben, ich will mir ja nicht den Rücken verrücken. (und es war auch keine Tankstelle da in die ich mich hätte legen können, wie Toyota)
Also greife ich beherzt in den griffebehafteten Boden, polterere und zerre die Beute bis an die Kante und lasse nach 180° Drehung die Kiste sanft an meinem Bauche abgleiten. Doch was ist das? Das Brausen klingt irgendwie nicht wie innen ... und da ist es auch schon, dieses bestechend natürliche Gefühl, das einen manchmal an den Bienen überkommt. "Bauch-Beine-Po" oder wie das Abhärtungsprogramm immer genannt wird, schlägt voll zu und ich hab noch immer die Kiste 30 cm über dem Boden. Also Bruchteile von Sekunden cool bleiben und dann feststellen, daß ein Schaumgummistreifen sich nun lieber an meinen Bauch schmiegt als in einem engen Flugschlitz zu verbleiben. Ich also ganz ruhig und gelassen und völlig beherrscht in Superzeit querfeld weggerannt, wie von der Biene gestochen. Nacken, Stirn, Rübe ect. und die Kiste jetzt auch am falschen Platz und die Luft voll Bienen die irgendwie gereizt und unverstanden scheinen und sich mir gegenüber unbedingt subkutan ausdrücken wollen.
Gut, wandere ich halt mit Schleier ab. Nach paar Minuten - eigentlich doch erstaunlich schnell - war dann wieder Ruhe und die Bekloppten hatten ihren Stock wieder gefunden und sicherten das Flugloch, machten das ILS und ich konnte unverkleidet abbocken. Aber nur so paar Zentimeter nebem dem Wagen kann der Lumpensammler nicht bleiben. Ich will ihn auf einen Brunnenschacht setzen, noch schnell vorm Abrücken. Wer wird denn da erst noch einen Gurt drumlegen? Dieser hätte dann vermutlich den HR auf den Bruträumen gehalten, doch dann hätte ich das zweite massiv bestechende Erlebnis des Tages verpaßt. Man(n) muß auch was für die Brust tun, oder?
Dennoch kam ich 7:30 Uhr in der Robinie an und als ich den Wagen in Waage brachte, sehe ich, daß ich auch noch einen Fluglochschwamm beim Einrücken im Dornengebüsch verloren hatte und die Kolleginnen bereits ans Ernten gehen. Die waren allerdings deutlich lieber oder seekrank oder froh, daß die Reise ein Ende hat ... An mir war ja auch nicht mehr viel frei.
Junge, Junge, was für ein Tag. Und da sage einer Imkern hätte nichts mit Abenteuer zu tun. Wandern - Alleinwandern - ist sich allen Naturgewalten gleichzeitig zu stellen. Das ist Überlebenskampf pur und blankes Adrenalin ...
Brauch' ich Kaffee?