Die Frage der "Kohlenhydrat-Bilanz" in der modernen Imkerei stellte sich mir beim Lesen von Darstellungen der Arbeit und der Erträgnisse von Imkereien zum Ende des 19. Jahrhunderts als die Ergänzungs- oder Ersatzfütterung mit Zucker sowie der Einsatz von Mittelwänden noch nicht verbreitet war.
Da wird ja häufig von einem in Deutschland durchschnittlichen Ertrag von 5 Kilogramm Honig pro Volk und Jahr ausgegangen - über den Wachsertrag habe ich keine Angaben gefunden, würde aber aus meinen Erfahrungen in der Demeter-Bienenhaltung im Moment mal davon ausgehen, daß der Ertrag bei bis zu 500 Gramm pro Volk und Jahr angesetzt werden könnte (wenn jemand genauere Angaben und Quellen kennt, bin ich für Hinweise, die hier mit eingestellt werden, dankbar).
Ob 5 Kilogramm tiefgestapelt ist, kann ich nicht nachprüfen, aber z.B. Maeterlinck schreibt in seinem Buch "Das Leben der Bienen" auch etwas von 25 Kilogramm im Durchschnitt.
Nach meiner Arbeitsthese zur "Kohlenhydrat-Bilanz" (siehe Umfrage unter https://www.imkerforum.de/showthread.php?t=15047) könnte man hier sagen, die Bilanz war seinerzeit immer positiv.
Wie könnte man das aber heute betrachten?
Eine moderne Imkerei arbeitet mit Wirtschaftsvölkern und betreibt daneben auf verschiedenen Wegen Jungvolkbildung.
Meist werden die Wirtschaftsvölker recht scharf beerntet und hernach intensiv mit Zucker oder ähnlichem ersatzgefüttert.
Außerdem wird da oft noch auf verscheidenen Wegen die "Volksverjüngung" betrieben.
Die Empfehlungen für die Auffütterung der oft zweiräumig oder im Dadant-Maß überwinterten Völker liegen zwischen 20 und 40 Kg Zucker pro Volk; in der Gesamtbilanz der Imkerei kommt hierzu noch der Zucker in Betracht, der für die Aufzucht der Jungvölker und für die Zucht benötigt wird. Daraus ergibt sich der Gesamt-Zuckerverbrauch einer Imkerei pro Jahr.
Aus 1 Kilogramm geklärtem Bienenwachs erhält man ca. je 16 Mittelwände DN, 14 Mittelwände Zander, 10 Mittelwände Dadant, d.h. um ein Volk mit Honigräumen komplett mit Mittelwänden auszustatten benötigt man 2 bis 3 Kg Bienenwachs. Das heißt aber auch, bei einem zwei- bis dreijährigen Wabenumtrieb benötigt man, einfach gerechnet, rund 1 Kg Wachs pro Volk und Jahr.
Da eine Imkerei, die ausschließlich mit Mittelwänden arbeitet, einen echten Wachsertrag lediglich aus dem Entdeckelungswachs haben wird vielleicht ein wenig aus Baurahmen) stellt sich die Frage, ob aus einer so geführten Imkerei überhaupt ein echter Wachsertrag erzielt wird (oder ob der Verdacht begründet ist, daß dort ggf. sogar "Wachsvernichtung" betrieben wird?).
Mit diesen Thesen und Fragen möchte ich hier eine hoffentlich im Weiteren sachliche und am Thema orientierte Diskussion eröffnen - ich wünsche mir dabei, daß wir am Ende alle ein wenig klüger sind und einen etwas weiteren Horizont haben. Bitte beachtet bei aller Kontroverse, die dieses Thema auslösen kann, Eure gute Erziehung und die Regeln der Höflichkeit und der "Nettikette".
Vielen Dank
Michael Weiler