Hallo zusammen
Bin absoluter Imker-Neuling. Habe meine erste Warré Beute erhalten, und bereite mich vor, um nächsten Frühling mein erstes Bienenvolk beherbergen zu können.
Mein derzeitiges Ziel: naturnahe Bienenhaltung als oberstes Gebot, Produktivität für Eigengebrauch, falls die Bienen mir etwas übrig lassen...
Habe dazu einige konkrete Fragen.
1. Warré spricht von einer Aufstell-Höhe von 10-15cm (Höhe Flugloch). Da ich auf ca. 875m.ü.M. in der Schweiz wohne, erwarte ich im Winter durchaus mal 50-100cm Schnee. Wie soll ich damit umgehen? Warré Beute höher stellen? Flugloch im Winter vor Schnee schützen? Oder einfach wenn eingeschneit von Zeit zu Zeit Flugloch von Schnee befreien?
2. Meine Warré Beute ist aus Tannenholz unbehandelt. Soll/Muss ich das Teil behandeln? Am liebsten würde ich die Beute unbehandelt lassen. Und wenn eine Behandlung notwendig ist, dann am liebsten mit natürlichgem Leinsamen-Öl. Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Soll/Kann man das Leinsamen-Öl auch aufs Landebrett vor dem Flugloch streichen?
3. Die 8 Leisten, welche über die Zarge gelegt werden und später die Waben tragen sollen, wie fixiert man diese? Reicht es, wenn ich die Leisten ausrichte ohne zu fixieren? Sämtliche Nägel scheinen mir nachher im Gebrauch etwas mühsam in der Reinigung zu sein.
4. Muss ich wirklich Wachsstreifen auf die Leisten kleben? Kann ich die Leisten nicht einfach freilassen und die Bienen behelfen sich selbst?
5. Warré sagt, man kann die Warré Beute ganz einfach aufeinander stellen, ohne die Zargen zu fixieren. Nun ja, bei mir ist die Beute doch etwas dem Wind ausgesetzt. Hält das Teil wirklich allen äusseren Einflüssen wie Wind, Tiere, Äste, etc. entgegen? Muss ich die Beute mit einem Span-Set zum Boden herunterspannen?
6. Was nehmt Ihr denn für Materialien, um die oberste Zarge und das Kissen zu bespannen? Kann ich einen künstlichen Vorhang dafür verwenden? Brauche ich dann noch immer die von Warré beschriebene Paste mit Mehl? Wenn ich die oberste Zarge und die Unterseite des Kissens mit diesem Tuch/Vorhang bespanne, dann scheint mir die Verbindung zwischen oberster Zarge und Kissen nicht mehr besonder stabil und vor allem nicht mehr winddicht zu sein. Zudem können die Bienen diese undichte Stelle nicht einmal mehr ausbessern, da vom Tuch zurückgehalten. Reicht das wirklich ohne Befestigung und ohne Abdichtung?
7. Ich richte also die Beute gemäss Warré gegen Osten aus. Von Süden pflanze ich eine Busch, um im Sommer etwas Schatten zu spenden. Vom Norden habe ich etwa Windschutz durch eine Hecke. Hoffe, ist so ok und entspricht Eurer Erfahrung.
8. Warum hat Warré eigentlich kein Vordach über dem Flugloch vorgesehen? Scheint mir nichts als logisch, um das Flugloch vor Wasser zu schützen...
Beste Grüsse aus Montévraz! :Biene:
Warré im Winter
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1. Warré spricht von einer Aufstell-Höhe von 10-15cm (Höhe Flugloch). Da ich auf ca. 875m.ü.M. in der Schweiz wohne, erwarte ich im Winter durchaus mal 50-100cm Schnee. Wie soll ich damit umgehen?Warré Beute höher stellen!
Hier ein Bild von einem Kollegen aus der Schweiz!
[Blockierte Grafik: http://www.bien-milb.de/Bilder/Standbeine.jpg]
(ist auch gut für Hanglagen)
2. Meine Warré Beute ist aus Tannenholz unbehandelt. Soll/Muss ich das Teil behandeln? Am liebsten würde ich die Beute unbehandelt lassen. Und wenn
eine Behandlung notwendig ist, dann am liebsten mit natürlichgem Leinsamen-Öl. Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Soll/Kann man das Leinsamen-Öl auch aufs Landebrett vor dem Flugloch streichen?Entweder mit einem Gasbrenner abflämmen, oder mit Leinöl behandeln (einsickern lassen). Suche mal hier im Forum nach Leinöl - da ist schon oft drüber diskutiert worden. Das Landebrett muß nicht gestrichen werden, die Bienen halten es sauber. Kann man also machen, muß man aber nicht.
3. Die 8 Leisten, welche über die Zarge gelegt werden und später die Waben tragen sollen, wie fixiert man diese? Reicht es, wenn ich die Leisten ausrichte ohne zu fixieren? Sämtliche Nägel scheinen mir nachher im Gebrauch etwas mühsam in der Reinigung zu sein.Die Leisten werden bestenfalls angenagelt und nie wieder rausgenommen. Ich empfehle das Annageln, wenn Du nachher Matscherei verhindern möchtest. Das Reinigen geht mit einem Gasbrenner ganz gut - mit der Flamme drüber. Die Bienen setzen Propolis an - das wird siedend heiß und bringt alles um, was bisher lebte.
4. Muss ich wirklich Wachsstreifen auf die Leisten kleben? Kann ich die Leisten nicht einfach freilassen und die Bienen behelfen sich selbst?Nein, muß man nicht und sollte man nicht. Die Bienen bauen die wunderschönsten Gebilde, wenn sie völlig frei bauen dürfen.
Sollte man sich nicht entgehen lassen. Wenn die lokalen Inspekteure sehr streng sind und bewegliche Waben verlangen, dann solltest Du Anfangsstreifen verwenden. Ansonsten versuche es ohne.
5. Warré sagt, man kann die Warré Beute ganz einfach aufeinander stellen, ohne die Zargen zu fixieren. Nun ja, bei mir ist die Beute doch etwas dem Wind ausgesetzt. Hält das Teil wirklich allen äusseren Einflüssen wie Wind, Tiere, Äste, etc. entgegen? Muss ich die Beute mit einem Span-Set zum Boden herunterspannen?Besser abspannen, dann bist Du auf der sicheren Seite. Vor allem, wenn Du die Beuten höher stellst. Unabhängig vom Umstürzen solltest Du dafür sorgen, daß die Bienen so windstill wie irgendmöglich stehen. Sie mögen keine zugige Wohnung.
6. Was nehmt Ihr denn für Materialien, um die oberste Zarge und das Kissen zu bespannen? Kann ich einen künstlichen Vorhang dafür verwenden? Brauche ich dann noch immer die von Warré beschriebene Paste mit Mehl? Wenn ich die oberste Zarge und die Unterseite des Kissens mit diesem Tuch/Vorhang bespanne, dann scheint mir die Verbindung zwischen oberster Zarge und Kissen nicht mehr besonder stabil und vor allem nicht mehr winddicht zu sein. Zudem können die Bienen diese undichte Stelle nicht einmal mehr ausbessern, da vom Tuch zurückgehalten. Reicht das wirklich ohne Befestigung und ohne Abdichtung?Die Bienen dichten das Tuch mit Propolis ab. Das Propolis kannst Du auf diese Weise ganz gut ernten (warmes Wetter im Sommer). Das Tuch kann daher von den Bienen dicht gemacht und wieder geöffnet werden.
7. Ich richte also die Beute gemäss Warré gegen Osten aus. Von Süden pflanze ich eine Busch, um im Sommer etwas Schatten zu spenden. Vom Norden habe ich etwa Windschutz durch eine Hecke. Hoffe, ist so ok und entspricht Eurer Erfahrung.Nein, richte die Beute in Richtung Süden aus und pflanze im Westen der Beute einen Baum - so wird ein Schuh draus. Die Beute soll in der Morgensonne stehen und ab circa 12-13 Uhr von einem Baum beschattet werden. Ich schaffe das ganz gut mit Sonnenfallen (Google nach Permakultur und Sonnenfalle).
8. Warum hat Warré eigentlich kein Vordach über dem Flugloch vorgesehen? Scheint mir nichts als logisch, um das Flugloch vor Wasser zu schützen...Das Flugloch liegt unterhalb des Bodenbrettes, so daß kein Wasser einlaufen "sollte". Ich habe aber von einem englischen Warre-Imker gehört, daß er eine Warrebeute hatte, die leicht nach hinten geneigt war und in der von vorne Wasser eingedrungen ist. Ich muß ihn nochmal genau fragen, wie das war, denn ich kann mir das nicht vorstellen. Das Bodenbrett ist zu dick, als das Wasser nach hinten einlaufen könnte.
Viel Freude mit den Bienen und über Bilder freuen wir uns alle!
Bernhard
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Hallo Bernhard
Super, vielen Dank für Deine hilfreichen Antworten!
Kannst Du mir die Frage nach dem Material (Tuch unter Kissen und Tuch über oberster Zarge) noch beantworten? Eher künstlich, eher natürlich? Eher grobmaschig, eher feinmaschig? Und das ganze mache ich wohl am besten mit einem Bostitch gleich an die Zargen, oder?
Beste Grüsse aus Montévraz! -
Hallo,
ich finde es immer schöner, wenn man natürliche Materialien verwendet. Aber man sollte ganz pragmatisch nehmen, was man hat.
Das Material sollte eher grobporig sein. Ich tacker das immer an oder lege es nur lose unter.
Viele Grüße,
Bernhard
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- Offizieller Beitrag
Ich habe da bei ePay ein Stück Hanfstoff gefunden. Leinen sollte auch gehen.
Olli -
Als kleines Dankeschön gibt es das Forum in einer nahezu werbefreien Version.